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Piep ist ausgezogen, wieder eingezogen und kurz darauf mit Maz zusammen wieder ausgezogen :-) 25.5.2004
Die letzten drei Tage waren ziemlich turbulent. Es begann damit, dass Piep sich entschloss, nun kein Nestling mehr, sondern ein Astling zu sein. Im Gegensatz zu einem Nestling hat ein Astling alles andere im Kopf als sein Nest. Es wird geflattert, die Flügel werden getestet und es wird alles ausgekundschaftet, was sich in ‘Sturzflatternähe’ befindet. Maz schaute dem Treiben noch relativ unbeteiligt zu. Um Piep vor einem zu frühen Flug in die Natur zu bewahren, verrammelten wir unseren Balkon zuerst auf eine Höhe von rund 1.60m, danach auf mehr als 2m Höhe. Geholfen hat alles nichts. Gestern Mittwoch Abend entfleuchte Piep vom Balkon zuerst aufs Dach unseres Hauses und von da direkt in die Regenrinne. Diese konnten wir weder direkt einsehen noch erreichen. Also bastelten wir aus einzelnen kurzen Vorhangstangen eine lange Stange und befestigten an deren Spitze einen Spiegel. Wir wollten sehen, in welchem Abschnitt Piep genau sass. Genau in dem Moment, als wir ihn mit dem Spiegel geortet hatten, flog Piep wieder los und versuchte irgendwo auf dem steilen Dach Halt zu bekommen. Als wir uns einrichteten um Piep vom Dach zu bergen, flog er in eine hohe Baumgruppe etwa 50m von unserem Haus entfernt. Zwar konnte er keine Höhe gewinnen, im Geradeausflug schaffte er es aber dann doch die Spitze eines ca. 10m hohen Baumes anzufliegen. Wir waren total unsicher, was nun zu tun sei. Mit dem Feldstecher konnten wir Piep genau lokalisieren und sahen, dass er die neue Freiheit nicht wirklich genoss. Er sass einfach da und rief nach Futter. Sein schriller Pfiff war gut zu hören. Andererseits hofften wir, dass sein Jagdinstinkt geweckt und Piep zum Selbstversorgen würde. Schweren Herzens gingen wir zu Bett, nicht ohne vorher noch Maz zu versorgen, der an diesem Abend sehr anhänglich wurde und sogar auf den Finger flog. Er schien Piep zu vermissen und suchte stattdessen unsere Nähe.
Schon früh am Morgen hörten wir Piep wieder nach Futter rufen. Er hatte die ganze Nacht auf seinem Ast verbracht und sich keinen cm bewegt. Es brach uns fast das Herz. Der kleine Flattermann sass verloren oben auf dem Baum und rief und rief und rief. Für uns stand fest: Piep ist (wie befürchtet) noch nicht in der Lage sich selber zu versorgen, wir müssen ihn ein zweites Mal vor dem Verhungern retten. Schnell bauten wir aus den Vorhangstangen vom Vorabend und einem Stück leichtem Vorhangstoff eine Art ‘Schmetterlingsnetz’. Mit dieser ziemlich eigentümlichen Konstruktion wollte ich versuchen Piep vom Baum zu ‘pflücken’. Ich musste dabei aber aufpassen, dass mir der Kleine nicht in einen der drei Bachläufe in der Nähe fiel.
In der Zwischenzeit kann sich der Leser ja sicher vorstellen, dass sich Piep nicht einfach vom Baum pflücken liess. Das wäre ja vieeeeel zu unspektakulär. Während ich auf den Baum stieg (und dabei die Äste bewegte) stiess sich Piep plötzlich von seinem Ast ab, landete kurz auf einem tiefer gelegenen Ast und flatterte dann weiter in einen gut 3m hohen Busch in der Nähe eines Weges. Nun kam das Fangnetz doch noch zum Einsatz und kurz darauf konnte Nicole den Kleinen mit einem flinken Griff vor weiterem Ungemach retten. Die Erleichterung war riesig, unser Teamwork hatte sich gelohnt. Wir hätten es nicht ertragen, wenn dem Kleinen bei seinem ersten Ausflug in die Natur etwas zugestossen wäre.
Zurück in der Wohnung brachten wir Piep und Maz ins Schlafzimmer und versorgten Piep ausgiebig mit Wasser und Nahrung. Eine Nacht ohne Futter macht hungrig :-). Danach beschlossen wir, die Beiden in eine Vogelauffangstation zu bringen, wo Sie in einer Voliere gefahrlos Flugübungen machen und sich auf die Freiheit vorbereiten können. So fand unsere kurze und turbulente Pflegeelternschaft heute Mittag für alle ein glückliches Ende. Obwohl wir Piep und Maz schon fest in unser Herz geschlossen haben, sind wir froh, dass Piep und Maz nun an einem Ort sind, wo die weitere Pflege bis zur Auswilderung besser gewährleistet ist als bei uns auf dem Balkon. Mit etwas Glück können Nicole und ich bei der Auswilderung dabei sein. Das wär wunderschön...
Ach ja, bevor ich es vergesse. Piep und Maz sind zwei Buchfinken.
Piep und Maz 22.5.2004
Die Einen sagen, wir hätten einen Vogel mit unseren 6 Katzen. Fest steht, dass wir nun 6 Katzen und 2 Vögel haben. Es würde uns aber natürlich freuen, wenn uns die beiden Findelvögel möglichst rasch gesund und munter in die freie Natur verlassen würden. Bis dahin hegen und pflegen wir die beiden Jungvögel nach bestem Wissen und Gewissen. Die beiden machen sich prächtig, fühlen sich wohl und schauen schon ziemlich frech um die Ecke, wenn sich jemand nähert, der möglicherweise einen Happen Futter dabei haben könnte... Das ist übrigens so ca. alle 2 Stunden der Fall - Vogel(gros)eltern haben es schwer :-)....
Maz und Piep
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